Das Wochenende brachte einen entscheidenden Durchbruch im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL. Am Sonntag (22.02.2015) hatten sich die Streitparteien in Berlin an einen Tisch gesetzt, um endlich zu einer Lösung im seit Monaten schwelenden Tarifkonflikt zu gelangen. Die Bahn hat der GDL nun das Recht zugestanden, neben den Lokführern auch für andere Berufsgruppen, die in ihrer Gewerkschaft organisiert sind, zu verhandeln.
Noch letzte Woche hatte die GDL mit weiteren Streiks gedroht. Am vergangenen Freitag hatte der Deutsche Beamtenbund (dbb), in dem die GDL als Mitgliedsgewerkschaft organisiert ist, ein Schlichtungsverfahren vorgeschlagen, zu dem sich die Bahn bereit erklärt hatte. Der Gewerkschaftsvorsitzende der GDL, Claus Weselsky, hatte jedoch betont, ein Schlichtungsverfahren darüber, „ob wir verhandeln dürfen und darüber, ob wir Tarifverträge für unsere Mitglieder abschließen dürfen“, werde es nicht geben. Er warf der Bahn außerdem vor, sie versuche ein Bild des wiederholten Entgegenkommens zu erzeugen, das so nicht den Tatsachen entspräche.
Auch der dbb übte noch am Samstag harsche Kritik an den Verhandlungen der Deutschen Bahn. Insbesondere der Verhandlungsführer Werner Bayreuther stand in der Kritik, da er mehrfach Seminare über zweifelhafte Verhandlungstaktiken abgehalten habe. Inhalte dieser Seminare seien unter anderem gewesen „Warum ein Streik nicht vermieden werden sollte“, „Strategische Verhandlungsführung mit Gewerkschaften und das Nutzen von irrationalen Forderungen“ sowie „Warum Sie in schwierigen Verhandlungen nicht mehr argumentieren sollten“. Diese Prinzipien seien auch im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GDL erkennbar gewesen und mit verantwortlich für das wiederholte Scheitern der Verhandlungen, sowie der Eskalation und der Streiks. Eine Sprecherin der Bahn wies die Vorwürfe als Ablenkungsmanöver seitens des dbb zurück.
Auch der dbb zeigte sich nun erleichtert, dass die Verhandlungen am Sonntag konstruktiv verlaufen seien und eine Einigung ohne Schlichtungsverfahren möglich war. Durch die Unterzeichnung eines Verhandlungsprotokolls durch beide Tarifpartner ist die Struktur des Flächen- und der Haustarifverträge für alle Mitglieder des Zugpersonals der GDL klar geregelt. Nach dem Durchbruch bei den Verhandlungen am Sonntag soll das Tarifgespräch nun am Donnerstag (26.02.2015) fortgesetzt werden. Hierbei soll zum ersten Mal in diesem Tarifstreit auch über Einkommen, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen verhandelt werden. Die GDL fordert für ihre Mitglieder 5 Prozent mehr Gehalt sowie kürzere Arbeitszeiten und eine Regelung für die massiv angehäuften Überstunden ihrer Mitglieder.