Nach dem Einbruch von 12 Prozent im Bauspar-Neugeschäft im Jahr 2016 konnte die Bausparkasse BHW ihr Sparer-Neugeschäft im Jahr 2017 wieder stabilisieren. Es sei nach vorläufigen Zahlen um etwa ein Prozent auf 9,1 Milliarden Euro gestiegen, teilte die Postbank-Tochter mit.
Doch die recht hoch verzinste Altverträge vermiesen die guten Geschäfte, auch weil die Kunden im Rahmen dieser Verträge keine Darlehen abrufen. Die vor langer Zeit festgelegten Kreditzinsen für sie sind hoch und damit unattraktiv. Dies wiederum hemmt den Geldkreislauf im Geschäftsmodell Bausparen, bei dem die Kunden zunächst Geld als Guthaben geben, sich dann aber Geld als Kredit leihen sollen.
Das leichte Plus in 2017 begründete Institutschef Henning Göbel damit, dass sich viele Kunden den niedrigen Darlehenszinssatz langfristig sichern wollten. Schließlich hat man bei einem Bausparvertrag nach einer mehrjährigen Sparphase Anspruch auf einen günstigen Kredit. Zuletzt waren die Bauzinsen wieder deutlich gestiegen, weil sich die Europäische Zentralbank auf den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik vorbereitet. Dennoch liegen aktuell die Guthabenzinsen in Bankprodukten wie auch bei Bausparverträgen bei nahezu null Prozent. Scheinbar haben Bausparkunden Angst, dass die Zinsen noch weiter steigen. Doch es gibt auch zinsgünstige Alternativen zum Bausparvertrag, beispielsweise ein Forward-Darlehen.
Dabei hat die BHW mit ihrem leichten Plus etwas besser abgeschnitten als andere Kassen. So hatte der Verband Privater Bausparkassen, zu dem neben der BHW weitere 19 Bausparkassen wie die Schwäbisch Hall, Wüstenrot, die Aachener Bausparkasse sowie die Landesbausparkassen gehören, erst kürzlich von einem leichten Minus im Schnitt aller privaten Institute für 2017 berichtet, jedoch ohne eine konkrete Zahl zu benennen. Hierin sind allerdings die Landesbausparkassen (LBS), die zu den Sparkassen gehören, nicht eingerechnet.
Als zweites Standbein der Kassen ist die Baufinanzierung zu nennen. Dabei handelt es sich um klassische Kredite. Durch eine Gesetzesänderung im Jahr 2016 wurden diese Kreditgeschäfte erleichtert. Die damals angeschlagene Branche konnte ihr Geschäftsfeld mithilfe des Gesetzgebers erweitern. So hatte die BHW wie auch andere Bausparkassen ihre Baufinanzierung ausgebaut. Im Jahr 2017 stieg diese Sparte um vier Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.
Mit knapp 30 Millionen Bausparverträgen verfügt also fast jeder zweite Haushalt über mindestens einen Bausparvertrag. Offensichtlich sind Bausparverträge damit noch keine Auslaufmodelle.