Deutschland gilt als Bargeldland. Dennoch könnte man in der letzten Zeit den Eindruck gewinnen, dass die Versorgung mit Münzen und Scheine in Deutschland zusammenbrechen könnte. So fragte die Bild Zeitung „Bald kein Geld mehr aus dem Automaten?“ und andere sahen bereits das Ende der Geldautomaten vorher.
Zwar kursierten zuletzt Zahlen, dass die Anzahl der Bankautomaten von 61.100 im Jahr 2015 auf nur noch 58.400 im Jahr 2017 zurückgegangen ist, dies entspricht jedoch nur einen jährlichen Rückgang von rund 2 %. Der Rückgang klingt dramatischer als er ist. Denn wenn man davon ausgehen würde, dass jährlich 2 % der Geldautomaten verschwinden würden, gäbe es erst im Jahr 2508 keinen Geldautomaten mehr.
Zudem sind solche Schwankungen im Geldautomatennetz völlig normal. Betrachtet man die Anzahl der Geldautomaten im Zeitverlauf, fällt auf, dass es ist schon im Jahr 2011 60.315 Geldautomaten gab. Bis zum Jahr 2013 sank die Zahl der Geldautomaten auf 57.840 und stieg bis 2015 wieder auf 61.100 Automaten. Eine Studie kam kürzlich sogar zu dem Ergebnis, dass Deutschland die beste Geldautomatenversorgung der Welt hätte.
Hinzu kommt, dass es in den vergangenen Jahren auch immer einfacher geworden ist, an sein Bargeld zukommen. So ermöglicht vor allem der Einzelhandel seit einigen Jahren, das Geldabheben gemeinsam mit dem Einkauf. Mehr als 800 Millionen € wurden im Jahr 2016 abgehoben. Es ist jedoch nicht allen Instituten möglich, solche Barauszahlungen zu melden, weshalb die Daten auf eine kleine, nicht repräsentative Meldepopulation zurückgeht.
Obwohl die Anzahl an Kartenzahlungen tendenziell steigt und der Bargeldanteil sinkt, dürfte es daher dennoch weiterhin genügend Geldautomaten geben. Doch Bargeld kostet die Banken viel Geld. So kam eine Studie zum Ergebnis, dass die Kosten hierfür jährlich bei 4,5 Milliarden € liegen würden. Sie werden für aufwändige Sicherheitstechnik, die Verwaltung des Bargeldbestandes, aber auch für die ausbleibende Möglichkeit, das Geld verzinst anzulegen. Hinzu kommt, dass die Geldautomaten ebenfalls als große Kostentreiber ausgemacht wurden. So koste das Betreiben eines Geldautomaten etwa 20.000-25.000 € im Jahr, so der bayerische Genossenschaftsverband. Dieser Betrag basiert jedoch auf Vollkostenbasis. In diese Summe fließen neben der Wartung der Geräte oder der Versicherungskosten jedoch auch andere mögliche Posten ein, beispielsweise die Abschreibungen für die Automaten oder die Gebäudekosten.
Die Banken wiederum wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, das Bargeld auch Geld kostet. Daher haben viele Banken Initiativen gestartet, um die Geldautomaten aus der Verlustzone zu holen. So verlangen manche Institute nun Mindestgeldbeträge, die abgehoben werden müssen, andere ergänzen die Zahl der kostenlosen Abhebevorgänge.