Die schwierige Karriere in Wissenschaft und Forschung war das Schwerpunktthema der diesjährigen 7. GEW-Wissenschaftskonferenz. Insbesondere die Finanzierung der Forschung von Graduierenden und Postdocs sowie die Befristungspraxis der Hochschulen bei der Einstellung junger Wissenschaftler und deren unsichere Zukunft kamen auf dem Prüfstand.
Die Finanzierung von Forschungsvorhaben an deutschen Universitäten ist in den letzten Jahren unsicherer geworden. Anstatt auf eine solide Grundfinanzierung durch öffentliche Mittel bauen zu können, müssen immer mehr Drittmittel gewonnen werden. Die Relation von Grundfinanzierung und Drittmittelfinanzierung hat sich umgekehrt. So wird laut GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) aktuell etwa 60,4 Prozent der Forschung durch Drittmittel finanziert, was eine enorme Steigerung zu den 42,9 Prozent aus dem Jahr 1995 darstellt. Diese unsichere Finanzierungssituation wirkt sich auch auf den Wissenschaftlichen Nachwuchs aus, denn die Befristung von wissenschaftlichen Stellen ist aufgrund der unsicheren und zwangsweise auf personelle Flexibilität ausgelegten Forschungspraxis an der Tagesordnung.
Kaum ein Doktorand kann sich neben der Lehrtätigkeit und dem Zuarbeiten für Ihre Professoren ausreichend auf die eigene Forschung konzentrieren. Der Aufbau einer entsprechenden wissenschaftlichen Reputation durch Veröffentlichungen zieht sich immer mehr in die Länge. Und auch nach der Promotion bleibt die Unsicherheit. Gerade einmal jeder Dritte Postdoc schafft es, eine der begehrten Professuren zu erhalten. Gerade in Anbetracht der langen Qualifizierungsphase von teilweise über 20 Jahren sind das sehr schlechte Aussichten für wissenschaftliche Mitarbeiter an deutschen Universitäten. Alternative Berufswege einzuschlagen ist in dieser Phase der Karriere mit im Schnitt 41 Jahren und einem hohen Grad an Spezialisierung kaum noch möglich.
Einen alternativen Karriereweg stellte der GEW-Hochschulexperte Andreas Keller vor. Die sogenannten Tenure-Track-Stellen für Promovierte junge Wissenschaftler legen Qualifizierungsziele entlang des Karriereweges fest. Bei dieser transparenten Form der Forschung und Lehre wird den jungen Forschern bei Erreichung der Ziele nach einer befristeten Bewährungszeit eine Festanstellung verbindlich zugesichert. Die in den USA und Kanada sehr weit verbreiteten Tenure-Track-Laufbahnen für Wissenschaftler werden in Deutschland bisher nur zögerlich angeboten. Lediglich die Ludwig-Maximilians-Universität München hat bereits im Jahr 2006 79 solcher Stellen geschaffen und möchte diese weiter ausbauen. Auch an der TU München sollte es ab 2012 Tenure-Track-Stellen geben. Letztendlich schlage sich der Umgang mit den jungen Mitarbeitern auch auf die Qualität der Forschung nieder, so Julia Richter von der Universität Utrecht.