Deutschland befindet sich seit einiger Zeit in einem Boom des Schuldschein-Marktes. Obwohl der Markt für Mittelstandsanleihen derzeit fast ausgetrocknet ist, konnte sich das Emissionsvolumen von Schuldscheinen seit 2014 auf mehr als 26 Milliarden Euro verdreifachen. Es stehen rund 100 Milliarden Euro an Schuldscheinen aus.
Die Börsen Hamburg und Hannover haben unter dem Namen „Schuldscheinbörse Deutschland“ einen Zweitmarkt für Schuldscheine gestartet. Dabei hat man sich allerdings eher an dem vor Jahren gegründeten Zweitmarkt für Anteile an geschlossenen Investmentfonds orientiert als an einer Börse, da ein Schuldschein ein verbrieftes Kreditverhältnis und kein Wertpapier sei, so der Börsengeschäftsführer Thomas Ledermann.
Da nur der ursprüngliche Darlehensgläubiger Anspruch auf Rückzahlung des Darlehens hat, wird der Handel mit Schuldscheinen „Umplatzierung“ genannt. Der neue Gläubiger tritt in den Vertrag ein oder der Verkäufer tritt seine Forderung an den Käufer ab. Mit einer Standardisierung wird die Übertragung erleichtert. Die Arrangeure des Schuldscheins, 90 Prozent davon sind Landesbanken, Sparkassen und Privatbanken, vermitteln Käufer oder nehmen sie auch auf das eigene Buch. Eine Steigerung wird bei Versicherungen und Pensionskassen, die heute schon ein Sechstel der Investoren stellen, erhofft. Auch Vermögensverwalter werden künftig erwartet.
Aufgrund der Eigenheiten des Schuldscheins werden bei der Art des Handels zwei Vermittlungsalternativen angeboten, wird erklärt, wie ein Dienstleister für die Plattform agieren wird. Zum einen wird ein über maximal fünf Tage laufendes Auktionsverfahren und zum anderen ein Soforthandel angeboten. In der Auktion soll dabei der beste Preis erzielt werden wohingegen der Soforthandel einen schnellen Verkauf ermöglichen soll.
Die „Schuldscheinbörse“ steht jedoch nur registrierten, qualifizierten und damit institutionellen Anlegern zur Verfügung. Da die meisten Beteiligungsgrößen derzeit bei 500.000 Euro liegen, sind entsprechende Investments von Privatanlegern, nicht angedacht. Kleinre Stückelungen machen auch keinen Sinn, da die Übertragungskosten für Schuldscheine recht hoch seien, erklärt der Börsengeschäftsführer.
Die HSH Nordbank, einer der führenden Arrangeuren von Schuldscheindarlehen in Deutschland, sieht eine deutliche Veränderung des Marktes in Richtung Vielfältigkeit. So gäbe es zwischenzeitlich mehr Arrangeure und Emittenten aus dem Ausland. Daher seien die Schuldscheine für Emittenten mit schwächeren Bonitäten teurer geworden.