Der Tarifkonflikt zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn geht weiter. Nachdem das Gericht den Streik für zulässig erklärt hatte, haben sich beide Parteien bisher nicht wieder an den Verhandlungstisch gesetzt, um einen Kompromiss zu finden.
Sowohl die Deutsche Bahn, als auch die GDL sehen den jeweils anderen in der Pflicht, von der bisherigen Position abzuweichen. Die GDL hatte gefordert, für das gesamte Zugpersonal einen Tarifvertrag auszuhandeln. Die Bahn hingegen lehnt verschiedene Tarifverträge für gleiche Berufsgruppen ab. Bisher will keine Seite in der Kernstreitfrage nachgeben. Der Chef der Lokführergewerkschaft, Claus Weselsky, machte außerdem klar, dass weitere Streiks nicht ausgeschlossen sind, falls die Bahn ihre Haltung nicht ändere. Er gab aber auch an, dass er durchaus zu gemeinsamen Verhandlungen mit der rivalisierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bereit sei, sofern die Entscheidungen für seine Mitglieder autonom getroffen werden könnten.
Das Interesse der Medien und die intensive Berichterstattung über den Streik der GDL sei für die Gewerkschaft enorm wichtig, so Verhandlungsexperte Matthias Schranner gegenüber der Wirtschaftswoche. Weselsky müsse diese Art der Konfrontation suchen, damit seine Gewerkschaft Gehör in der Öffentlichkeit finde. Allerdings sieht Schranner in Weselsky auch den Schuldigen für die stockenden Verhandlungen. Er stärke durch seine Unnachgiebigkeit zwar das Ansehen seiner eigenen Gewerkschaft, die Bahn habe durch die Streiks jedoch enorme Verluste, was mittelfristig zu Kündigungen führen könne. Noch habe Weselsky den Rückhalt seiner Gewerkschaftsmitglieder. Dies könnte sich durch den Druck der Öffentlichkeit jedoch schnell ändern, so Schrammer.
Nachdem der Streik am Samstagabend vorzeitig beendet wurde, waren am Sonntag im Personenverkehr nur 60 Prozent der Fernzüge unterwegs. Diese Verzögerung wurde laut Bahn dadurch verursacht, dass das Personal zunächst an die jeweiligen Einsatzorte habe gelangen müssen. Im Nahverkehr fuhren hingegen bereits am Sonntag wieder 80 Prozent aller Züge. Die Bahn gab außerdem am Montagmorgen bekannt, dass es bei den Personenzügen, sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr, kaum mehr Probleme mit Ausfällen gäbe. Anders sehe es im Güterverkehr aus. Dort haben sich laut der Deutschen Bahn die Züge während des Ausstands gestaut und müssten jetzt nach und nach in Bewegung gebracht werden.