Bei den amerikanischen Kleinanlegern geht die Angst um. Mit dem Rückschlag bei den Aktienkursen und den seit Ende Januar gestiegenen Schwankungen an den amerikanischen Börsen sind viele Fondsanleger, die in amerikanische Aktien investieren, ausgestiegen. So gab der Fondsverband ICI Nettoabflüsse von 41 Milliarden Dollar allein im Februar an. Dies war der höchste Abfluss seit Januar 2008, dem Jahr der Finanzkrise. Zwar setzte sich der Exodus auch im März und April fort, jedoch nicht im gleichen Tempo. Nur rund 21 Milliarden Dollar flossen im März ab und in den ersten drei April Wochen beliefen sich die die Abflüsse auf nur noch 5 Milliarden Dollar.
Am Jahresanfang hatte es dagegen noch so ausgesehen, als hätten die Privatanleger wieder Interesse an heimischen Aktien nach einer jahrelangen Lethargie. Im Januar stiegen die Zuflüsse in amerikanische Aktienfonds nach Angaben des ICI Um fast 11 Milliarden Dollar. Doch plötzlich hat sich die Stimmung verändert und jeder versucht Aktien abzustoßen, bemerkt der kalifornische Vermögensverwalter Cheviot Value Management im „Wall Street Journal“. Viele Anleger hätten die Möglichkeit wahrgenommen nach einem starken Kursaufschwung einen Teil ihrer Gewinne zu realisieren und die nächste Phase des Markttrends abzuwarten.
Dabei gelten die Zu-& Abflüsse von Fonds als Indikator für die Stimmung von Kleinanlegern, weil sie überwiegend in Fonds investieren. Dabei kann das Verhalten von Privatanlegern den allgemeinen Trend von Aktienkursen beeinflussen, weil Fonds nach stärkeren Abflüssen gezwungen sind, Wertpapiere in ihren Bestand zu verkaufen. Manche Profis achten aber auch auf das Verhalten der Privatleute, weil sie hierin einen Kontraindikator sehen. So hatten in den späten neunziger Jahren, kurz bevor die spekulative Blase der Internet- und Technologie Aktien platzte, die Privatanleger vermehrt in Aktienfonds investiert. Insofern könnte das vermehrte Anlegen im Aktienmarkt ein Indiz für ein bevorstehendes Ende des Aufschwungs sein.
Dagegen hatten die meisten Privatanleger den seit 9 Jahren anhaltenden Aufschwung des US-Aktienmarktes weitgehend verpasst. Viele Kleinanleger hatten geschockt von den Verlusten der Finanzkrise Aktienanlagen in den vergangenen Jahren weitgehend vermieden. So mussten Aktienfonds, die in amerikanischer Aktien investiert hatten, in den letzten drei Jahren Abflüsse verzeichnen. Gleichzeitig sank der Anteil von Aktienbesitzern an der Gesamtbevölkerung, obwohl Aktien traditionell eine große Rolle für die Altersvorsorge der Amerikaner spielten.