Als Recherchen im Zusammenhang mit den Paradise Papers offengelegt hatten, wie Banken an den Geschäften illegaler Online-Kasinos mitverdienen, waren einige Compliance-Beauftragte in deutschen Banken ziemlich sauer. So wickeln ausländische Zahlungsdienstleister Geldtransfers an Internet-Glücksspielanbieter systematisch über deutsche Konten ab. Doch dies ist im umstrittenen Glücksspielgesetz ausdrücklich verboten. Die Banken stehen damit in Verdacht, Beihilfe zu illegalen Glücksspielen oder sogar zur Geldwäsche zu leisten. Weitergehende Recherchen zeigten auf, wie der Druck auf die Banken gestiegen ist. Zwischenzeitlich sind die Finanzaufsicht Bafin und das niedersächsische Innenministerium aktiv geworden, das im Auftrag der übrigen Bundesländer die Zahlungsströme an illegale Glücksspielanbieter überwacht. Dabei hätten Banken schon eigene Kunden wegen des Verdachts der Geldwäsche angezeigt, was die Staatsanwaltschaft München nun prüft.
Die Bafin habe bereits mit allen betroffenen Banken Kontakt aufgenommen, um ihre Geschäftsbeziehungen zu Glücksspielanbietern zu überprüfen. Wenn sich anlässlich der Prüfung ergeben würde, dass der Kunde unerlaubt Glücksspiel anbietet, wäre eine Kontoführung für ein solches Unternehmen zu unterlassen. Dagegen äußerte sich das Innenministerium in Hannover zu konkreten Verfahren, Maßnahmen oder Beteiligten nicht. Allerdings stünde man in Kontakt zu einigen Banken und Zahlungsdienstleistern. Weitere Banken hätten in vorauseilendem Gehorsam bereits rechtliche Einordnungen erfragt.
Für die Banken geht es auch um ihren Ruf. Bis in die Geschäftsleitungsebenen diskutieren die Banker das Thema. So hätten schon einige Banken zwischenzeitlich Geldwäscheverdachtsmeldungen gegen mehrere Zahlungsdienstleister eingereicht, für die sie Konten führen und das Geld der Spieler an die Kasinobetreiber weiterreichen. Aktuell stehen somit jahrelange, lukrative Geschäftsbeziehungen mit einem Mal unter Beobachtung.
So schweigt beispielsweise ein Finanzkonzern auf Nachfragen. Recherchen hatten gezeigt, dass eine Bank ein Konto für einen Sportwettanbieter führte, über das Ein- und Auszahlungen für illegale Online-Kasinospiele erfolgten. Die Münchener Staatsanwaltschaft hat daher ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Aus Unterlagen der Paradise und Panama Papers ergeben sich Hinweise zu einer Bank für die eine Kanzlei Briefkastenfirmen bereitstellte, hinter der ein lettischer Geschäftsmann steht. Er soll unter anderem eine in Deutschland illegale Poker-Webseite betrieben haben. Ende 2014 hatte die Bank die Geschäftsbeziehung bereits einseitig aufgekündigt. Die Bank teilte hierzu nur mit, dass man sich "an alle geltenden rechtlichen und regulatorischen Vorgaben" halte.
Genau mit diesen Vorgaben hätten die Banken jedoch keine Neigung, zu noch einem guten staatlichen Zweck kostenträchtige Maßnahmen zu treffen. Auch gebe es für Banken in der öffentlichen Diskussion um das Glücksspiel keinen einzigen positiven Aspekt, erklärte der Bundesverband Deutscher Banken.