Was die Unfallbilanz angeht, liegen die USA auf dem Niveau eines Drittweltlandes, denn nach Schätzungen des National Safety Council stieg die Zahl der Verkehrstoten 2016 um 15 Prozent auf über 40 000. Mit dem mittlerweile zweiten Anstieg in Folge wirft dies Amerika auf den Stand Mitte der Neunzigerjahre zurück und damit auf das Sicherheitslevel vor der Einführung von ESP und modernen Crash-Strukturen. Auch automatische Notbrems- oder Spurhaltesysteme sind längst verfügbar, aber nicht weit verbreitet. Allerdings hat das US-amerikanische Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) errechnet, dass 2012 ohne die verbesserte Fahrzeugsicherheit 2012 nur etwa 7700 zusätzliche getötete Fahrer zu erwarten gewesen wären. Leider schlagen sich technische Fortschritte noch immer zu wenig in der Unfallbilanz nieder, denn mit der wachsenden Zahl von modernen Schutzengeln scheint auch ein nachlassendes Risikobewusstsein im Straßenverkehr einherzugehen.
So wurde nach einer aktuellen Studie der Cambridge Mobile Telematics bei mehr als der Hälfte der Fahrten in den USA, die mit einem Unfall endeten, das Smartphone genutzt. In 30 Prozent der Fälle erfolgte die Handynutzung bei Geschwindigkeiten von über 90 Kilometer pro Stunde. Doch auch der Sicherheitsgurt wird von den Amerikanern nur ungern benutzt. Infolge dessen starben von rund 10.770 Pkw-Insassen 48 Prozent, also 22 441 Personen im vergangenen Jahr, weil sie nicht angeschnallt waren. Dabei reduziert der Gurt das Risiko tödlicher Verletzungen nachweislich um etwa die Hälfte.
Doch auch in Europa sank die Zahl der Verkehrstoten gegenüber dem Vorjahr nur um 2,3 Prozent, aber immer noch 25.500 Menschen, führt der Dekra-Verkehrssicherheitsreport 2017 auf. Weltweit sterben jeden Tag mehr als 3.400 Menschen durch Verkehrsunfälle. "Über 90 Prozent aller Unfälle sind heute auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Mit dem Einzug von Fahrcomputern werden wir die Fahrer deutlich entlasten und kritische Verkehrssituationen massiv reduzieren", hofft Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Mit dem Sprung zum automatisierten und vernetzten Fahren bringe die größte Mobilitätsrevolution seit der Erfindung des Automobils auch ein großes Plus an Sicherheit. Die Studie "Connected Car Effect 2025" von Bosch und dem Beratungsunternehmen Prognos hat beispielsweise herausgefunden, dass Sicherheitssysteme und Cloud-basierte Funktionen rund 260 000 Unfälle mit Verletzten verhindern und 11 000 Menschenleben retten könnten. Dabei sind die Effekte der Vernetzung für das Jahr 2025 eher konservativ berechnet, da die Zahl der technischen Lösungsmöglichkeiten beinahe grenzenlos ist.