Wo die Universitäten im Westen Deutschlands überlaufen sind, müssen die Universitäten im Osten um Studierende werben. So lockt die Uni Rostock mit niedrigen Lebenshaltungskosten, vielen Wohnheimplätzen und 140 Studiengängen bei gerade einmal 14.000 Studierenden. Dazu befindet sich die Universität direkt am Meer, Strand inklusive. Obwohl das Statistische Bundesamt jährlich immer neue Rekordzahlen für Deutschlands Studienanfänger veröffentlicht, mehr als eine halbe Million allein im letzten Wintersemester, müssen sich die Universitäten der Ostländer bemühen, die nach der Wende aufgebauten Studienplätze zu erhalten. Dabei sind die dortigen Unis top ausgestattet und das Verhältnis von Lernenden und Lehrenden sehr persönlich - anders als im Westen. Doch über diese guten Voraussetzungen in ihrem Bundesland wüssten nach einer wissenschaftlichen Analyse des Studienstandorts viele Studierende nichts.
Als Lösung für dieses Problem stellen sich Hochschulmanager und Politiker vor, dass sich Abiturienten aus dem Westen im Osten einschreiben. Doch die wollen nur ungern in den Osten umziehen, so das Ergebnis der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, für die mehr als 55.000 Hochschüler befragt wurden. So ist mehr als ein Drittel aller ostdeutschen Studenten im Westen eingeschrieben, aber umgekehrt nur fünf Prozent der Studierenden aus dem Westen im Osten. Dieser Unterschied wäre noch stärker, wenn es den Numerus clausus nicht gäbe, der gut 40 Prozent aller Studiengänge in Deutschland beschränkt, glaubt der Dresdner Soziologieprofessor Karl-Siegbert Rehberg. Der NC sorge für mehr Mobilität, wovon die Unis im Osten profitierten.
Doch für ein Studium in Jena, Leipzig oder Greifswald gibt es viele gute Argumente. Beispielsweise betragen die Mieten in Sachsen durchschnittlich nur 259 Euro anstatt wie in Hamburg 373 Euro, so das Deutsche Studentenwerk. Die Öffnungszeiten der Bibliotheken und die Qualität der Mensen wären teilweise ebenfalls besser als in den alten Ländern.
Problematisch in dem Szenario ist jedoch, dass gerade junge Leute aus dem Westen sehr sesshafter seien im Gegenteil zu früheren Generationen. Aus Kostengründen wohnen viele Studenten weiterhin bei den Eltern. Dagegen gehören Umzüge in den neuen Ländern gerade bei den Gutqualifizierten mittlerweile dazu. Außerdem habe Ostdeutschland weiterhin ein Schmuddelimage, erklärt der Dresdner Soziologe Rehberg. So hielten sich in den Familien Vorurteile wie 'Wir müssen den Soli bezahlen!“ hartnäckig. Aber auch die aktuellen politischen Entwicklungen fördern das Image des Ostens nicht. Potenzielle Bewerber würden durch Rechtsextreme, die für Negativschlagzeilen sorgen, abgeschreckt, glaubt die Universität Halle-Wittenberg.