Weil die Zahl der Organspender seit Jahren rückläufig ist, wurden im Koalitionsvertrag organisatorische Verbesserungen in den Kliniken verabredet. Dies ist jedoch der Bundesärztekammer noch nicht genug und fordert einen Systemwechsel. So soll nicht mehr ein Spenderausweis sondern eine Widerspruchslösung für mehr Organspender sorgen. Die Widerspruchslösung besagt, dass die Zustimmung zur Organspende gegeben ist, solange ihr nicht ausdrücklich widersprochen wird. Ein solches System unterstützen zwar führende Gesundheitspolitiker der Koalition, aber aus den Fraktionen regt sich auch Widerspruch.
Eine solche Widerspruchslösung wurde in den Niederlanden erst zum Jahresanfang beschlossen und auch in der Schweiz soll darüber abgestimmt werden. In den meisten der großen europäischen Staaten ist die Widerspruchslösung schon die Regel. Dagegen sank die Zahl der Organspenden in Deutschland im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren.
Doch nicht erst seit der Entscheidung in den Niederlanden steht das Thema Widerspruchslösung in Deutschland zur Diskussion. Unterstützung hierfür kommt aus der Koalition, beispielsweise von Georg Nüßlein (CSU), der sich für eine Änderung der geltenden Regelung aussprach, wonach ein Organspender seine Entscheidung aktiv durch seine Unterschrift auf dem Spenderausweis dokumentiert haben muss. Anhand der seit Jahren sinkenden Zahl der Organspender erkenne er, dass die jetzige Regelung gescheitert sei. Daher wünsche er sich eine doppelte Widerspruchslösung, nach der auch Angehörige einer Organentnahme widersprechen können, falls der potentielle Spender dazu keine Verfügung gemacht hat.
Auch der SPD -Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach sieht langfristig nur in der Widerspruchsregel eine Lösung des Problems der mangelnden Organspenden. Dagegen bezweifelt die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, dass es dafür aktuell eine Mehrheit Im Bundestag geben könnte. Dagegen könne kurzfristig durch organisatorische und finanzielle Änderungen in jenen Krankenhäusern, wo Organe entnommen werden, eine Verbesserung der Zahl der Spender erreicht werden. Dazu solle laut Koalitionsvertrag eine verbindliche Freistellungsregelung für Transplantationsbeauftragte geschaffen und diese finanziert sowie die Organentnahme höher vergütet werden.
In Bayern stieg die Zahl der Organspenden, seitdem Ärzte für Gespräche mit möglichen Spendern und Angehörigen freigestellt wurden. Daher fordert die gesundheitspolitische Sprecherin der Union, Karin Maag (CDU) zunächst eine entsprechende bundesweite Organisation vor weitergehenden Änderungen. Darüber hinaus sei es ihrer Meinung nach besser, die Menschen regelmäßig aufzuklären und daran zu erinnern, dass sie eine Entscheidung treffen sollten.