Noch in diesem Jahr will die Deutsche Bahn am Berliner Bahnhof Südkreuz eine neue Technik für Videoüberwachung testen, die bestimmte Gefahrensituationen automatisiert erkennen können soll. Das Projekt wird gemeinsam von der Deutschen Bahn, dem Innenministerium sowie der Bundespolizei durchgeführt.
Dabei sollen beispielsweise Gepäckstücke, die längere Zeit nicht mehr bewegt wurden, der Software auffallen. Auch Personen, die sehr oft eine Treppe hinauf und hinuntergehen, wie häufig bei Taschendieben, sollen automatisch bemerkt werden. Selbst die Gesichtserkennung zum automatischen Abgleich mit Fahndungsdatenbanken soll das Überwachungssystem leisten können. Dann müssen auch Graffitikünstler aufpassen, nicht in den Fokus des Sicherheitssystems zu fallen.
Der genaue Projektbeginn ist allerdings noch unbekannt. Klar ist jedoch bereits, dass Hinweisschilder den Projektbeginn mitteilen sollen. Dann werden Testpersonen potenzielle Gefahrensituationen nachahmen um so die Erkennungsfähigkeiten des Systems auf die Probe stellen. Im Alarmfall könnte ein Signalton über die Bahnhofslautsprecher ertönen.
Schon jetzt wird in Berlin ein ähnliches System mit eingeschränkteren Fähigkeiten in den ICE-Tunneln betrieben, um Personen auf den Gleisen zu entdecken. Die nun geplante, deutlich mächtigere Technik ist jedoch möglicherweise nicht mit dem Datenschutz vereinbar. Dies müsse geprüft werden, „sobald mit intelligenter Videotechnik personenbezogene Daten verarbeitet werden“, so die Berliner Datenschutz-Beauftragte Maja Smoltczyk. Andererseits müsste mit Verwendung des Systems nicht mehr 24 Stunden lang alles abgefilmt und vorgehalten werden, freut sich Baden-Württembergs Chef-Datenschützer Stefan Brink. So könnten etwa 95 bis 99 Prozent der Aufnahmen sofort wieder gelöscht werden, wenn die Erkennungssoftware eine Normallage feststellt. Ein Pilottest mit ähnlicher Technik ist auch bei der Mannheimer Polizei geplant.
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) befürwortet den Einsatz automatisierter Gesichtserkennung an Bahnhöfen und Flughäfen. Die generelle Ausweitung von Videoüberwachung ist ohnehin Teil des Maßnahmenpakets zur inneren Sicherheit, welches kürzlich vom Bundesrat beschlossen wurde.
In den kommenden drei Jahren will die Bahn insgesamt 95 Millionen Euro in Videoüberwachung investieren. Sie betreibt bereits rund 6000 Videokameras an mehr als 900 Bahnhöfen. Zusätzlich sind 27.000 Kameras in Zügen des Nah- und S Bahnverkehrs installiert. Als Folge davon konnte die Bahn 2016 einen Rückgang an Straftaten in Bahnhöfen und Zügen feststellen.