Schon seit Jahrzehnten streiten sich Wissenschaftler und Politiker über die richtige Antwort auf die Frage nach möglicherweise besseren Aufstiegschancen von Absolventinnen von reinen Mädchengymnasien. So bezog das Wissenschaftsmagazin Science vor einigen Jahren in der Debatte mit dem Titel "Die Pseudowissenschaft der Monoedukation" ungewohnt deutlich Stellung. Die Autoren glauben, dass eine „nach Geschlechtern getrennte Erziehung schwer verfehlt“ sei, jedoch „häufig durch schwache, selektive oder missgedeutete wissenschaftliche Behauptungen gerechtfertigt“ werde. Auch deutsche Wissenschaftler stehen der getrennten Unterrichtung kritisch gegenüber. So bezeichnet die Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland von der Universität Hamburg getrennten Unterricht als "Dramatisierung von Geschlecht". Die Trennung unterschlage, dass der Lernerfolg von vielen psychischen und sozialen Faktoren abhänge. Auch sie findet in der wissenschaftlichen Literatur keine Belege für eine bessere Leistung in reinen Mädchen- oder Jungenklassen.
Zudem befürwortet keine der politisch-gewichtigen Parteien reine Mädchenschulen. Im Gegenteil: heute gibt es immer öfter Widerstand gegen diese Schulform wie beispielsweise in Essen-Borbeck. Das einzige staatliche Mädchengymnasium in Nordrhein-Westfalen kämpft dort schon seit Jahren mit sinkenden Anmeldezahlen und die Schulleiterin muss die Stadt überzeugen, dass eine reine Mädchenschule überhaupt sinnvoll ist.
Befürworter von monoedukativer Schulen bringen dazu gerne das Argument vor, dass Frauen nach einer getrennten Schullaufbahn eher Karriere in naturwissenschaftlichen Berufen machen können. Die Geschlechterforscherin Maria Kreienbaum untersuchte dazu in den Neunzigerjahren die Karrieren von Abiturientinnen vom Mädchengymnasium in Essen-Borbeck und kam zu dem Ergebnis, dass die Absolventinnen des Mädchengymnasiums aufstiegsorientierter waren und häufiger in Vollzeit arbeiteten als die Absolventinnen einer benachbarten koedukativen Schule, obwohl sie im Durchschnitt mehr Kinder bekamen. Ihre Studienquote war höher und die Promotionsquote sogar doppelt so hoch. Aktuell gibt es allerdings nur noch etwa 160 reine Mädchenschulen in Deutschland. Zwischenzeitlich gelten eher die Jungen als Bildungsverlierer, um die man sich kümmern muss.
Bei einer Umfrage der Süddeutschen Zeitung unter ehemaligen Schülerinnen zweier Mädchengymnasien bejahten 22 von 58 Ehemaligen uneingeschränkt die These, wonach eine Mädchenschule karrierefördernd sei. 27 haben entweder keine Meinung und erkennen keinen monokausalen Zusammenhang und 7 verneinen die These. Dabei glauben viele der befragten Absolventinnen, dass sie vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern mit besseren Chancen in den Beruf gestartet seien. Möglicherweise haben Schülerinnen von monoedukativen Schulen geringere Berührungsängste als Mädchen von gemischten Schulen. So beschränken sich die Frauen nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch immer auf ein begrenztes Spektrum an Tätigkeiten und mit der Wahl von frauen- und männertypischen Berufen gehen oft Unterschiede im Verdienst und in den Karriereverläufen einher.