Zwischen Banken und jungen Finanztechnologieunternehmen, den sogenannten Fintechs ist ein Streit wegen der neuen EU-Richtlinie für Zahlungsdienste (PSD2), die Anfang des kommenden Jahres in Kraft treten soll, entbrannt. Bis November ist mit einer Entscheidung der Kommission zu rechnen. Danach haben das Europäische Parlament und der Europäische Rat drei Monate Zeit, den endgültigen Entwurf anzunehmen oder abzulehnen. Dennoch werden die Banken ab nächstem Jahr die Konten ihrer Kunden für externe Zahlungsdienstleister wie Paypal öffnen müssen, unklar ist jedoch der Umfang. Dabei ist die Einwilligung des Kunden aber zwingende Voraussetzung.
Hierzu haben sich ungewöhnliche Allianzen gebildet. Banken, die Europäische Bankenaufsicht (EBA) sowie die Verbraucherschützer auf der einen Seite, die EU-Kommission und die Fintechs, die wie Paypal im Zahlungsverkehr immer mehr Marktanteile erobern, auf der anderen Seite. Kernpunkt ist der Datenschutz, auf den sich die Banken berufen. Dagegen kritisieren die Fintechs dies als Schutzargument. Die Kommission will mit der PSD2-Richtlinie den Wettbewerb im Zahlungsverkehr stärken. Dagegen stehen die im Sommer von den Bankenaufsehern der EBA vorgelegten technischen Standards, die den Zugang zu den Konten nach Ansicht der Fintechs zu sehr einschränken.
Damit seien die Geschäftsmodelle der Online-Zahlungsdienstleister wie Paypal oder die schwedische Klarna (Sofortüberweisung) beeinträchtigt. Sie würden in eine technologische Abhängigkeit von den Banken gebracht werden, die den Zugang zu den Daten regeln können. Sollte die Kommission doch noch auf die Kritik der Banken und der Aufsicht eingehen, könnte die Existenz vieler noch junger Unternehmen der Fintechs auf dem Spiel stehen. Daher haben sich unter der „Future of European Fintech Alliance“ über 70 europäische Fintech-Unternehmen versammelt.
Der Dachverband der Banken und Sparkassen bezeichnet das technische Verfahren der Fintechs dagegen als „überholt“. Die Rechte der Verbraucher würden nicht geschützt und Sicherheitsziele im Zahlungsverkehr nicht unterstützt. Mit „Screen Scraping“ werden im Hintergrund die Kontodaten des Kunden lesen und auf einer App angezeigt, wenn dieser seine Anmeldedaten für das Online-Banking seiner Hausbank an einen Drittanbieter weitergibt. Dagegen sind die Fintechs davon überzeugt, dass diese Methode den Anforderungen der im Mai 2018 in Kraft tretenden EU-Datenschutzverordnung entspricht. Und die Ängste der Fintechs vor einem von den Banken stark beschränkten Zugang sind nicht unbegründet, da der Versuch der deutschen Kreditwirtschaft, mit Paydirekt den Online-Zahlungsdiensten ein Konkurrenzprodukt entgegenzustellen, bisher wenig gefruchtet.