Fast dreißig Jahre nach einer schweren Vergewaltigung mit versuchtem Mord, konnte die Polizei Aschaffenburg nun endlich einen Verdächtigen festnehmen. Möglich wurde dies mit neu ausgewerteten DNA-Spuren. Die Klärung eines solchen Falles sei „etwas ganz Besonderes“, so die Polizei Aschaffenburg. Tatsächlich kommt es nicht häufig vor, dass jahrzehntealte Kriminalfälle über DNA-Analysen doch noch gelöst werden. Obwohl das bayerische Landeskriminalamt (LKA) schon seit 2001 mit dieser Mikrospurenmethode arbeitet, wurden seitdem nur 20 Altfälle mit neuer Technik analysiert, denn die Arbeit ist teuer und zeitintensiv. Und ob ein Täter ermittelt werden kann, hängt nicht ausschließlich von Laborergebnissen ab.
Im Januar 2015 wurde der Fall aus Aschaffenburg wieder aufgerollt. Dabei arbeiteten sich mehrere Beamte nochmals systematisch durch die Akten. Anschließend wurde das LKA gebeten, die vorhandenen Spuren erstmals auf DNA zu untersuchen. Früher klebten die Ermittler 20 bis 30 Zentimeter lange Klebestreifen auf den Körper eines Opfers oder einen Gegenstand am Tatort, um einzelne Fasern zu sichern, die vielleicht Rückschlüsse auf den Täter zuließen. Diese Klebestreifen, aber auch Kleidungsstücke oder Tatwaffen, können DNA-Spuren enthalten, die heute mit der neuen Technik überprüft werden können.
2001 wurde am LKA ein Labor zu der Untersuchung solcher Beweismittel aufgebaut. Dabei sind von 15 Mitarbeitern die meisten mit aktuellen Fällen beschäftigt. Erfahrungswerte belegen, dass Klebefolien bei Altfällen die aussichtsreichsten Spuren liefern, selbst wenn noch eine Tatwaffe aufbewahrt und daran keine offensichtliche Spur gefunden werde konnte. Dabei werden die Klebebänder zuerst unter dem Mikroskop auf Hautpartikel oder andere Spuren untersucht. Doch bringen die einzelnen Partikel keine DNA-Ergebnisse, muss das Klebeband in kleine Stücke von maximal zehn Millimeter zerteilt werden. Danach wird jedes einzelne Stück nochmals auf DNA-Gehalt getestet. Dazu würden Hunderte, wenn nicht Tausende Tests benötigt. Um die Anzahl der Tests zu reduzieren, müssen mit Hilfe der Ermittlungsergebnisse sinnvolle Beweisstücke für die Untersuchungen ausgewählt werden. So wird beispielsweise zuerst an den Ärmeln der Kleidung des Opfers nach Spuren gesucht, wenn das Opfer gefesselt wurde.
Weil der Tatbestand des Mordes nie verjährt, werden viele Altfälle auch Jahre später routinemäßig wiedereröffnet. Beweismaterial wird daher auch weiterhin aufbewahrt, doch die Ermittlungen in Altfällen ist auch immer eine Kostenfrage. So kostet alleine die DNA-Untersuchung 100 000 Euro und mehr, da es länger dauert, Spuren zu finden und oft Experten befragt werden müssen, wie beispielsweise eine Schusswaffe auseinandergebaut werden kann, bevor die Einzelteile analysiert werden können. Daher werden in externen Labors meistens Verbrechen untersucht, die häufiger vorkommen und routinierter bearbeitet werden können. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Massenspeichelproben auszuwerten sind. Anschließend werden jedoch die Proben nicht in die allgemeine DNA-Datenbank aufgenommen, sondern nur für den jeweiligen Fall gespeichert und später wieder gelöscht.