Die Lokführergewerkschaft GDL hat angekündigt, ab Dienstag (19.05.2015) um 15 Uhr erneut den Güterverkehr zu bestreiken. Am Mittwoch ab 02:00 Uhr soll der Ausstand dann auch den Personenverkehr betreffen. Bisher wurde noch kein Termin für das Ende des Streiks bekannt gegeben.
Dies ist der neunte Streik der GDL in der aktuellen Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn. Er soll laut GDL-Chef Claus Weselsky länger als der vorangegangene Streik dauern und sich somit über die Pfingstfeiertage erstrecken. Der genaue Zeitpunkt des Streikendes wurde von der GDL noch nicht bekannt gegeben, dieser stehe jedoch bereits fest und werde 48 Stunden vorher bekannt gegeben. Einen unbefristeten Streik schloss Weselsky aus, da man „den Weg der Verhältnismäßigkeit“ nicht verlassen wolle. Man sehe sich jedoch gezwungen, in die nächste Eskalationsstufe einzutreten. Die GDL hat außerdem angekündigt, das gezahlte Streikgeld für ihre Mitglieder von 75 Euro pro Tag auf 100 Euro zu erhöhen. Die Ausfälle beim Nettolohn seien ansonsten für viele Gewerkschaftsmitglieder nicht mehr tragbar.
Die GDL warf der Bahn vor, in den geführten Gesprächen kein Ergebnis erreichen zu wollen. Stattdessen spiele man von Seiten der Bahn auf Zeit bis zum Inkrafttreten des Tarifeinheitsgesetzes. Die Bahn dementierte die Vorwürfe und gab an, die GDL werde auch nach eintreten der Tarifeinheit ein wichtiger Partner bleiben. Das Ziel der Deutschen Bahn sei es, widersprüchliche Tarifverträge für gleiche Tarifgruppen zu verhindern. Bei den gleichzeitig geführten Tarifverhandlungen mit der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist das Erreichen dieses Zieles jedoch fraglich. An diesem Donnerstag will die EVG zu Ergebnissen in den Verhandlungen mit der Bahn kommen, ansonsten droht auch von dieser Seite her ein Streik.
Neben der Gewerkschaft und der Bahn leidet auch die Wirtschaft unter den Zugausfällen. Kritisch werde es ab dem vierten Tag eines Streiks, da dann die Lagerbestände vieler Industriefirmen aufgebraucht seien. Insbesondere die Auto- und Stahlindustrie hatten aber bereits beim vorangegangenen Streik alternative Logistiklösungen gefunden und auch die Bahn konnte mehr Züge im Güterverkehr planmäßig fahren lassen, als zuvor prognostiziert wurde.
Die Bahn hatte angekündigt, den Streik wenn möglich noch verhindern zu wollen. Wie das erreicht werden soll, dazu konnte der Personalvorstand der Bahn Ulrich Weber jedoch keine konkreten Angaben machen. Weselsky gab jedoch an, auch von Seite der GDL könne der Streik innerhalb von 12 bis 14 Stunden beendet sein. Die Deutsche Bahn hatte der GDL ein Gespräch mit dem früheren Bundesarbeitsrichter Klaus Bepler angeboten, der maßgeblich an der Abschaffung der Tarifeinheit beteiligt war. Dieser solle die rechtliche Seite eines ausgehandelten Tarifvertrages nach Eintreten der Tarifeinheit erläutern. Anschließend solle nach Willen der Bahn erneut ein Schlichtungsgespräch geführt werden. Man käme nur rational weiter, mit emotionalen Mitteln wie Streiks könne der Konflikt nicht gelöst werden, so Weber.
Die Bahn kündigte an, dass bereits ab Mittag Ersatzfahrpläne zur Verfügung stehen sollen.